TEUFEL HAT SEINE FINGER IM SPIEL

 

Ausschnitt der Kritik der Nord West Zeitung, am 15.11.2014,

verfasst von Simone Wiegand

 

OLDENBURG

Faust: "Mein schönes Fräulein, darf ich wagen mein Arm und Geleit ihr anzutragen?" Magarete: "Bin weder Fräulein weder schön, kann ohn Geleit nachhause gehn!"

Wer kennt diese Zitate aus Goethes Faust nicht? Im theaterhof 19 feierte Goethes" Urfaust" Premiere. Im Premieren Publikum saßen auffallend viele Schüler. Es beginnt damit, dass zwei graue Gestalten in einer grauen Umgebung auf drei schlichten Stühlen sitzen. Es wird bald klar, dass hier teuflischer Geist und alternder Mann mühsam um Worte ringen, die sich fortan zu Versen türmen. „Habe nun, ach!“, sagt Faust. Und: „Da steh ich nun, ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor.“ Die Tragödie nimmt ihren Lauf. Der Teufel zieht seinen Mantel aus und ist jetzt Gretchen. Faust und Mephisto verschmelzen zu einer Person. Und der Zuschauer fragt sich, ob ein Klassiker wie Goethes Faust so pur daherkommen muss?  Was nicht an Dieter Hinrichs und Isabelle Feldwisch liegt, die ihren Job als Schauspieler sehr gut machen und mit großem Engagement spielen. Hinrichs gibt einen überzeugend schnodderigen Faust und listigen Mephisto ab.

 

Isabelle Feldwisch schafft es als engelhaftes Gretchen gar, das Publikum in einen Sog zu ziehen und die menschliche Tragik spürbar zu machen. Neben Goethes klugen Zitaten wird den Zuschauern ihr großartiges Spiel in Erinnerung bleiben.

 

 

 

Zuschauerstimmen über Email und Gästebuch: 

 

" Wir sind schwer beeindruckt. Chapeau!" (Anja und Helmut S)

"Die gestrige Premiere des Stückes( Urfaust) hat uns alle begeistert...Eine ganz tolle schauspielerische Leistung- herzlichen Glückwunsch" ( Dr. h. c. Waskönig)

"Danke für diese beeindruckende Inszenierung"

"Die Kollegiaten und Kollegiatinnen des Oldenburg Kollegs bedanken sich für diese geniale Aufführung! Die Lehrerinnen schließen sich an..."

 

 

 

 

 

 

 

MUSIKALISCHE REISE ZUM MOND ALS URAUFFÜHRUNG- 

 

Kritik der Nordwestzeitung vom 02.12.2013, verfasst von Simone Wiegand

 

Oldenburg-

Was würden Väter nicht alles für ihre Töchter tun? Und umgekehrt? Reicht es, sich lieb zu haben bis zum Mond und wieder zurück, so wie der Fernsehfritze Sven Lange und seine kluge Tochter Lisa? Oder muss man manchmal explodieren, damit ein neuer Stern entstehen kann? Dann wären wohl eher der narzisstische Stararchitekt Peter Stein und sein verwöhntes Früchtchen Anne das bessere Vater-Tochter-Gespann des Abends. Denn darum geht es in „Fly me to the moon“, der neuen, mit viel Beifall aufgenommenen Uraufführung im Theater hof/19: Wer die Show gewinnt, darf zum Mond fliegen! Eine Stunde bevor das Fernsehduell beginnen soll, treffen sich die vier im Studio. Krater tun sich schnell auf. Die Männer liefern sich erheiternde Hahnenkämpfe, die Frauen amüsante Zickenkriege. Trotz manch verbaler Plattitüde wie die vom Unterschichtenfernsehen nimmt „Fly me to the moon“ den Zuschauer von Anfang an mit auf eine berührende Reise zu Vätern und ihren Töchtern, von denen sich die einen zu viel und die anderen möglicherweise zu wenig lieben. Regisseur  Martin Kreidt hat das Stück kurzweilig in Szene gesetzt, sodass die 80 Minuten wie im Flug vergehen. Gespielt wird unter einem lauschigen Sternenhimmel auf einem kreisrunden Vollmond-Teppich, auf dem ein Sofa zuweilen seine Kreise zieht. „Fly me to the moon“ von und mit Marie- Luise Gunst, Isabelle Feldwisch, Jens Hasselmann und Dieter Hinrichs lebt von den wunderbaren Schauspielern. Alle vier sind Multitalente. Sie spielen, singen und musizieren auf Gitarren, Akkordeon, Geige und Trompete. Die eingebauten Lieder, von denen außer „Astronaut“ und „Major Tom“ alle neu komponiert wurden, bringen die Handlung voran. Da wird gerockt, „wäre der Mann im Mond doch nur eine Frau“ und geträumt vom Mond über Montevideo. Eine Szene ist besonders schön: Da baumeln die beiden Töchter in ihren Weltraumanzügen unter der Sternendecke. Ihre Väter halten die Seile, an denen sie hängen, fest in den Händen. „Lass mich runter!“, fleht die eine. „Ich habe dich immer gehalten“, brüllt ihr Vater – und lässt sie langsam los.




Kritik 100° Festival: www.100gradwordpress.com

 

Die Vision von Camille

Veröffentlicht am 23. Februar 2013 


Camille Claudel, 1864 geboren, war eine hochbegabte Bildhauerin. Dass wir mit ihrem Namen heute kaum noch etwas anfangen können, hat mit dem Leben zu tun – dieses Leben, in welchem sie so viele Ungerechtigkeiten und Schicksalsschläge erleiden musste, bis nichts mehr von ihr blieb. Isabelle Feldwisch spielt die Claudel, als wäre sie selbst Bildhauerin. Mit eindringlichen, originellen Gesten und der mal selbstbewusst-schnoddrigen, mal verzweifelt-wahnsinnigen Mimik beweist die junge Schauspielerin großes Talent. Auch der Text dieses Monolog-Stücks von Beate Krützkamp ist zum Durchdrehen gut. Durch die Collage aus französischen und übersetzten Briefsequenzen und Stückauszügen wird Camille Claudel behutsam zum Leben erweckt. Mehr davon, bitte! (ap)

Krützkamp/Feldwisch: MAN MUSS DIE VISION BEFREIEN – CAMILLE CLAUDEL



 

 Miteldeutsche Zeitung:

„Die schwarze Spinne“
Kultur & Medien - 24.04.2013
Schweizer Horror auf Naumburger Bühne
VON KAI AGTHE
„Die schwarze Spinne“ von Jeremias Gotthelf lehrt das Gruseln. Das Theater Naumburg zeigt eine von Alvaro Schoeck, der auch Regie führt, für die Bühne adaptierte Version der Meister-Novelle. Dieser Text ist nichts für Schreckhafte. Wer Jeremias Gotthelfs „Die schwarze Spinne“ (1843) jedoch angstfrei lesen kann, wird feststellen: Es ist eine faszinierend-suggestive Prosa, die den schönen Schrecken Edgar Allan Poes mit der geerdeten Fantastik Franz Kafkas verknüpft. Einen auf Jean Paul gemünzten Ausspruch Franz Fühmanns variierend, ließe sich auch sagen, dass Gotthelf unter allen unbekannten Klassikern der unbekannteste ist. Sehr zu Unrecht.
„Die schwarze Spinne“ etwa erfüllt strukturell alle Anforderungen, die eine Novelle – die gern als kleine Schwester des Dramas bezeichnet wird – ausmachen. Und die Diktion ist von einer vielleicht manierierten, aber sofort in den Bann ziehenden Eindringlichkeit, kraft derer man Gotthelfs Stil auch dann erkennt, wenn sein Name nicht genannt sein sollte.
Das Theater Naumburg zeigt eine von Alvaro Schoeck, der auch Regie führt, für die Bühne adaptierte Version der Meister-Novelle. Schoeck ist, wie Gotthelf, Schweizer und hat den Prosatext des Landsmannes nur etwas gekürzt.
Was auf schmalem Holzpodium (Bühnenbild Ruth Krottenthaler), zu dessen beiden Längsseiten das Publikum sitzt, gezeigt wird, ist in Gotthelfs Novelle die Geschichte in der Geschichte: Der Pakt mit dem als grünen Jäger erscheinenden Teufel, der den Bauern hilft, einen Auftrag zu erfüllen, und die Heimsuchung des Dorfes durch die
schwarze Spinne, weil die Bauern meinen, dem Unaussprechlichen seinen Lohn, ein ungetauftes Kind, schuldig bleiben zu können. Erst eine List vermag die Spinne zu bannen. Dennoch müssen zwei Jahrhunderte vergehen, ehe dem höllischen
Getier der Garaus gemacht wird. Bis dahin sind die Opferzahlen bei Mensch und Tier erheblich.
So ehrenwert es von Alvaro Schoeck ist, Gotthelfs Vorlage nicht verhackstückt zu haben, so bedenklich ist es, diese hoch verdichtete Prosa einfach zu übernehmen und von drei Akteuren im Wechsel rezitieren und mit nur wenig Bühnenbewegung illustrieren zu lassen. Interaktion ist so kaum möglich, weil die Fabel monologisch dargeboten wird.
Pantomimische Elemente werden eingesetzt, oft verharren die Akteure auch in lebenden Bildern. Schauspiel im strengen Sinne ist das zwar nicht, aber wider Erwarten spannend.
Soheil Bohoumand (Christen), Holger Vandrich (Pfarrer) und als Gast Isabelle Feldwisch (Christine) lassen den Zuschauer dank großer Spielfreude teilhaben an der unerhörten Begebenheit, in deren Verlauf uns der Grüne mit der feuerroten Hutfeder samt schwarzer Spinne das Gruseln lehrt – und nebenbei Goethes Mephisto harmlos erscheinen lässt.
Bohoumand ist ein Luzifer mit umwerfendem Charme, Vandrich voll religiöser Inbrunst und Feldwisch selbst dann lolitahaft kokett, wenn ihre Christine schon des Wahnsinns Beute ist. Und noch beim Verlassen des Theaters glaubt  man Gotthelfs „Gramseln“ im Gebälk zu hören.
Nächste Vorstellungen: Am 27. April und 10. Mai, jeweils um 19.30 Uhr. Karten unter 03445/27 34 80

 

NAUMBURGER TAGEBLATT

15.04.2013 09:29 Uhr- Constanze Matthes

Isabelle Feldwisch, Soheil Boroumand und Holger Vandrich glänzen in der Inszenierung "Die schwarze Spinne".

Das Theater Naumburg zeigt als eine Uraufführung die szenische Fassung von Jeremias Gotthelfs Novelle "Die schwarze Spinne" in einer schauspielerischen Bestbesetzung.

NAUMBURG.
Die Bergkulisse erscheint wie mit Kohle gezeichnet, die Bühne als einfacher Bretterbau mit Hocker und Kiste obendrauf, eine hölzerne Wand an der Seite. Ein junges Touristenpärchen (Isabelle Feldwisch und Soheil Boroumand) erklimmt zaghaft die Bühne, ausgerüstet mit Wetterjacke, Rucksack und Fotoapparat. Mal hier ein Schnappschuss, mal dort ein Klick. Bis ein Schweizer "Ureinwohner" (Holger Vandrich) die beiden begrüßt. Das Spiel kann beginnen, die Geschichte der schwarzen Spinne und der Kampf zwischen Gut und Böse, Moral und Unmoral in einem kleinen Schweizer Bergdorf nimmt ihren Lauf.
Das Theater Naumburg erlebte am Freitagabend mit der Bühnenfassung der Novelle "Die schwarze Spinne" von Jeremias Gotthelf, verfasst von Alvaro Schoeck, die zweite Uraufführung in kürzester Zeit. Für den Schweizer Regisseur bildete die Inszenierung nach dem "Sommernachtstraum" im vergangenen Jahr das zweite Projekt in der Domstadt. Die Handlung des 1842 entstandenen Textes ist schnell berichtet, obwohl im Original zwei Geschichten mit einer Rahmenerzählung verwoben werden. Während einer Tauffeier erzählt der Großvater ein Geschehen aus längst vergangenen Tagen, in denen die Bewohner eines Dorfes einen Pakt mit dem Teufel in Gestalt eines Jägers eingehen, um eine Aufgabe des Ritters Hans von Stoffeln zu erfüllen. Auf einem Berg sollen Buchen für einen Schattengang gepflanzt werden. Die aus Lindau zugezogene Christine geht den Pakt ein. Des Teufels Bedingung: ein ungetauftes Kind. Doch der Priester rettet drei Kinder. Aus dem Mal auf Christines Wange, Rückbleibsel eines Kusses des Jägers, erwächst eine Spinne, die schließlich Unheil und Tod über das Dorf bringen wird. Einzig eine Frau und in späteren Jahren ein Knecht wehren sich gegen die Spinne und müssen, wie der Priester einst, mit ihrem Leben bezahlen.

Schoeck bringt für die szenische Umsetzung des eigentlich erzählenden Textes mit Isabelle Feldwisch, Soheil Boroumand und Holger Vandrich nur drei Schauspieler auf die Bühne. Die besondere Idee dahinter verlangt dem Trio viel ab: Sie wechseln die Rollen wie zum Beginn der Inszenierung ihr Kostüm. Ein Karussell der Charaktere nimmt Fahrt auf. Herrlich, wie Boroumand den schlaufüchsigen und hinterhältigen Teufel mimt, Feldwisch die intrigante Christine, Vandrich den moralischen Pfarrer. Zwischen ruhigen Phasen tobt der Kampf, erfüllt Gewalt und Unheil die Szenerie, verwandelt sich das reine Sprechtheater in körperliches und leidenschaftliches Agieren.
Viel Schweiß fließt unter dem Scheinwerferlicht. Dabei sind die Akteure jedoch vor allem Erzähler, die ein wortgewaltiges Werk in seiner historischen Sprache dem Publikum nahebringen. Und das auf einer von der Münchner Ausstatterin Ruth Krottenthaler konzipierten Bühne, die den Zuschauerraum in zwei Hälften trennt. Für die Schauspieler heißt das, flankiert von den Zuschauerreihen, sich beiden Seiten zu stellen. Das Publikum erhält hingegen Raum für Interpretationsmöglichkeiten vieler symbolischer Botschaften.

Dass indes im ernsten und düsteren Szenarium komödiantische Elemente wie die Eingangsszene, Tierlaute wie Muhen und Bellen sowie das Singen des Schweizer Volksliedes "Lugid vo Bärge und Tal" Kontraste setzen, erscheint womöglich etwas befremdlich. Aber dies zählt nur zu den markanten Eigenschaften der Inszenierung, um sie wirken und im Kopf des Zuschauers herumwirbeln zu lassen. Denn ohne Frage: Über die Geschichte und ihre aktuellen Bezüge bis zur Gegenwart sowie ihre Aufführung in Naumburg kann vortrefflich diskutiert werden. Doch so sollte Theater eben sein."